Über die NGM

Am 28. Februar 2008 wurde die Gründung der Norddeutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. mit Sitz in Hamburg offiziell bekannt gegeben, Ende des vergangenen Jahres wurde die Vereinigung offiziell ins Vereinsregister aufgenommen. Es handelt sich um ein Novum in der standespolitischen Organisation von Medizinern, da sich erstmals in der Geschichte der Medizin alle an der Therapie von Gefäßerkrankungen beteiligten Fachgebiete zu einer einheitlichen Organisation zusammenschließen. Die unter Federführung von Prof. Kortmann und Prof. Debus (beide Hamburg) entstandene Vereinigung greift die Idee der interdisziplinär organisierten Gefäßzentren auf, mit der eine ganzheitliche und organbezogene Behandlung von Gefäßkranken angestrebt wird, und setzt sich damit an die Spitze einer langjährigen Entwicklung. Die Gesellschaft vereint Gefäßchirurgen, Angiologen, interventionelle Radiologen und Phlebologen in Klinik, Praxis und Forschung und schafft mit einem jährlich stattfindenden Kongress in Hamburg ein gemeinsames Podium, um Gefäßerkrankungen künftig auch wissenschaftlich interdisziplinär zu diskutieren.

Die Gesellschaft kommt damit einer notwendigen Entwicklung nach. Arterielle und venöse Erkrankungen sind häufig, ihre Anzahl nimmt aufgrund des epidemiologischen Wandels stetig und exponentiell zu. Ab dem 65. Lebensjahr lässt sich bei 15% der Bevölkerung eine Periphere Arterielle Verschlusskrankheit nachweisen, bei jedem 3. Patienten liegen eine Claudicatio oder eine amputationsbedrohte Extremität vor. Aneurysmen der Hauptschlagader betreffen ebenfalls ältere Menschen mit einer Prävalenz von 1-2% ab dem 60. Lebensjahr, ab dem 80.Lebensjahr lassen sich bei ca. 10% der Männer derartige Aortenaneurysmen nachweisen. Raucher sind besonders gefährdet. Bei mindestens 500.000 Menschen liegt eine behandlungsbedürftige Carotisstenose vor, ebenfalls mit überproportionalem Anstieg im Alter. Akute und chronische Venenerkrankungen haben den Charakter von Volkskrankheiten. Hinzu kommt die steigende Prävalenz des Diabetes mellitus (derzeit 6-7%, in den USA bei 8%) und eine Anzahl von ca. 60.000 Hämodialyse-Patienten.

Das diagnostische und therapeutische Spektrum der Gefäßmedizin hat in den letzten Jahren substantielle Fortschritte erzielt. Hierzu gehören die Optimierung der Diagnostik (MR-Angiographie, CT-Angiographie, Duplex-Sonographie), endovaskuläre Verfahren (Ballonangioplasie mit/ohne Stent, Stentprothesen, Lyseverfahren etc.), eine standardisierte und evidenz-basierte konventionelle Gefäßchirurgie sowie die Verbesserung der primären und sekundären medikamentösen Prävention (ASS, Clopidogrel, Statine, nieder-molekulares Heparin).

Die Gründung der Vereinigung Norddeutscher Gefäßmediziner e.V. stellt daher einen Meilenstein in der ganzheitlichen Behandlung zum Wohle von Gefäßpatienten dar. Es ist zu hoffen, dass diese Entwicklung zügig auch in anderen Regionen und den nationalen Gesellschaften aufgenommen werden